Ausgabe

Nachruf auf Wolfgang Glück s.A.

Michael Bittner

Wolfgang Glück starb am 13. Dezember 2023 am Beginn seines 95. Lebensjahres. Wahrhaft war sein Name Programm, ein erfülltes Leben hatte er würdig hinter sich gebracht, was für einen Filmregisseur nicht leicht ist.

Inhalt

Geboren in Wien, stammte er aus einer Familie von Wissenschaftlern väterlicherseits, aus der Bier-, Senf- und Essigdynastie Mautner von Markhofmütterlicherseits, dies bescherte ihm als „jüdischem Mischling“ eine angsterfüllte Kindheit, doch überlebte seine Familie die Zeit des Nationalsozialismus in Wien.[i]

Seine Schule war das Leben, also brach er das Studium der Theaterwissenschaft ab, wo doch damals, 1948, man von Regiegrössen wie Berthold ViertelHans Thimigoder Axel von Ambesser als Assistent am Burgtheater lernen konnte. Als Theater- und Opernregisseur inszenierte er über siebzig Stücke, am Burgtheater,VolkstheaterZüricher Schauspielhaus, etlichen deutschen Bühnen und bei den Salzburger Festspielen.

Daneben war er beim Sender Rot-Weiss-Rotals Autor und Regisseur tätig, bei der satirischen Hörfunkreihe Der Watschenmann, einer Sendung, für die es heute grossen Bedarf gäbe. Gegen Ende der Fünfziger Jahre begann seine Karriere als Filmregisseur, nicht viel später rief das ORF-Fernsehen, dazu war er 1962 bis 1965 mit Christiane Hörbigerverheiratet.[ii]

Wegen seiner frühen Filme könnte man ihn als Kommerz-Regisseur abtun, Titel wie Gefährdete Mädchen(1958), Das Nachtlokal zum Silbermond(1959) oder … denn das Weibist schwach(1961) stehen auf seiner Werkliste. Ab 1974 änderte sich die Qualität seiner Drehbücher, damals setzte er Wunschloses Unglückvon Peter Handkein Szene, sechs Jahre später folgte mit Die kleine Figur meines Vatersein anspruchsvolles Werk von Peter Henisch. Daraufhin setzte er in den Achtziger Jahren zwei Romane von Friedrich Torbergs.A. genial in bewegte Bilder um – Der Schüler Gerber(1980) und 38 – Auch das war Wien(1986), ein Streifen, der ihm 1987 eine Oscar-Nominierung einbrachte, für einen österreichischen Film in der damaligen Zeit ein ungeheurer Erfolg. Im Interview von 2014 sprach er von „Glücksfällen“, die auf ihn zugekommen seien.[iii]Insgesamt waren es achtzig Filme und über vierhundert Arbeiten für das Fernsehen, die sein Oeuvre ausmachen.[iv]

Als bedeutender Film- und Theaterregisseur höheren Alters bekam er auch Lehraufträge an diversen Instituten von der Filmakademieüber die Universitäten von Wien, Graz und Salzburg bis zum Reinhardt-SeminarMichael Haneke, sein Nachfolger als Ikone des österreichischen Films, war einer seiner Schüler.[v]

Glücks Leben hat sich nun vollendet – seinem Wunsch, in das Ehrengrab am Zentralfriedhof, wo Vater und Mutter begraben sind, „hineinschlüpfen“[vi]zu dürfen, wird hoffentlich entsprochen werden.

Die Beisetzung erfolgt am 12. Februar 2024, 13 Uhr, Zentralfriedhof 2. Tor, 

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Abbildung 1: Wolfgang Glück am Set, 1970er Jahre. Quelle: https://web.archive.org/web/20170819151432/http://filmarchiv.at/programmschiene/wolfgang-glueck/

 

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Abbildung 2: Museum Niederösterreich. Quelle: https://www.museumnoe.at/de/kalender/archiv-va/2017/65-erzaehlte-geschichte

 

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Abbildung 3: ORF-Interview. Quelle: https://www.wien.gv.at/video/180/Wolfgang-Glueck-%28Regisseur%29


[i]Interview von 2017 auf https://www.wien.gv.at/video/180/Wolfgang-Glueck-(Regisseur)Abgerufen 18.12.2023

[iv]Wie starb Wolfgang Glück? https://www.youtube.com/watch?v=69i9z40ofQoabgerufen 18.12.2023