Ausgabe

Handelsschifffahrt und Reedereien der Donaumonarchie 1847–1918

Christoph Tepperberg

Inhalt

Gregor Gatscher-Riedl: Dampfer unter dem Doppeladler. Handelsschiffe und Reedereien in der Habsburgermonarchie. Berndorf: Kral Verlag, 2022.

384 Seiten; Hardcopy mit Schutzumschlag; Querformat (35 x 228 mm); zahlreiche Abbildungen;

Preis: Euro 39,90- inkl. MwSt.

ISBN: 978-3-99103-074-4

 

Neuerlich ist im Kral Verlag ein repräsentativer Bildband des Adria-Spezialisten Gregor Gatscher-Riedl erschienen. Nach »Alt-Österreich auf hoher See. Das Flottenalbum des Österreichischen Lloyd« (2017) und »Passagier- und Handelsschifffahrt zwischen Alt-Österreich und Amerika. Die Geschichte der Austro-Americana« (2019) geht es diesmal um die Reedereien der Handelsschifffahrt.

 

Die Handelsmarine der östlichen Adria vor 1918 ist ein weitgehend unbekanntes, jedoch ungemein vielfältiges Themengebiet. Dabei spielten Reedereien eine wesentliche Rolle – in der Aussenwirtschaft und in der internationalen Präsenz des habsburgischen Vielvölkerstaates. Zu ihnen zählten unter anderen der »Österreichische Lloyd«, die transatlantische »Austro-Americana«, die königlich-ungarische »Adria« und die bis Australien fahrende »Levante«. In der küstennahen Schifffahrt war eine Vielzahl kleinerer, oft nur lokal bekannter Unternehmen aktiv, die eine regelmässige Verkehrsinfrastruktur aufrechterhielten und Reisende nach Abbazia (Opatija), auf die Insel Brioni und zu anderen touristischen Destinationen brachten. Österreich-Ungarns Handelsmarine umfasste 1914 rund 2.000 Dampfschiffe, davon fast 300 Hochseedampfer und 200 Einheiten der in Fiume (Rijeka) ansässigen ungarischen Reedereien. Sie war die zehntgrösste Handelsmarine Europas, die sechstgrösste Handelsflotte der Welt und auf allen Weltmeeren präsent. (S. 5-7)

 

Die Handelsmarine lag längst nicht so im Fokus der Aufmerksamkeit wie die Schiffe der k. und k Kriegsmarine. Die zivile Schifffahrt war weniger spektakulär, jedoch weit heterogener. Der Betrieb der Fracht- und Passagierdampfer musste sich nicht an militärischen Notwendigkeiten, sondern an den wirtschaftlichen Gegebenheiten orientieren. Zum Unterschied zu Kriegsschiffen sind Handelsschiffe selbst Handelsware, werden gekauft und verkauft, wechseln Namen, Eigner, Heimathafen und Flaggenstaat. Daraus ergeben sich wesentlich differenziertere Betriebsgeschichten als bei Kriegsschiffen. (S. 5-7)

 

Die Publikation bringt nicht nur geschichtliche, sondern auch statistisch-technische Inhalte. Es wird die Entwicklung der österreichischen bzw. österreichisch-ungarischen dampfbetriebenen Handelsschifffahrt vom ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zum Untergang der Donaumonarchie 1918 textlich und bildlich beschrieben, die einzelnen Reedereien werden mit ihren Unternehmensgeschichten vorgestellt, ihre Dampf- und Motorschiffe mit technischen Daten und photographisch dokumentiert.

 

Die Gliederung des Bandes erfolgte nach »Fahrbereichen« und Geschäftsmodellen: die Dampfer »weiter Fahrt«, die alle Hochseegewässer befuhren, und solche, die aus Kostengründen auf kurzen Distanzen unterwegs waren. Dabei umfasste die »kleine Küstenfahrt« die Gewässer der Adria bis zu den Jonischen Inseln bzw. bis zur Insel Zakynthos, die »grosse Küstenfahrt« hingegen das Mittelmeer unter Einschluss der Schwarzmeergebiete inklusive des Asow‘schen Meeres. Mit Rücksicht auf die durch den Suezkanal geschaffenen Verhältnisse wurde auch das Rote Meer in den Bereich der »Küstenfahrt« mit einbezogen. Die »grosse Küstenfahrt« besorgte den Levantehandel, diente dem Verkehr mit den griechischen und türkischen Häfen in Europa und Kleinasien. Im Bereich dieser so genannten »Cabotage« bewegten sich aber auch viele Schiffe der »weiten Fahrt« (S. 5-7)

 

Aus dem Inhalt: Entwicklung der dampfbetriebenen Handelsschifffahrt in der östlichen Adria (S. 10-24); Gesellschaften weiter Fahrt und der grossen Küstenfahrt (S. 26-230); Linienreedereien (S. 26-101); Freie Schifffahrt (S. 102-230); Unternehmen der kleinen Küstenfahrt (S. 232-362). Im Anhang finden sich verschiedene statistische Daten: Flottenstand der Handelsmarine in Österreich-Ungarn 1847-1913 (S. 364-367), die österreichisch-ungarische Handelsflotte weiter Fahrt im August 1914 (S. 368-369), Kriegsverluste der Gesellschaften weiter Fahrt 1914-1918 (S. 370-374), die wirtschaftliche Situation der Gesellschaften weiter Fahrt 1914-1918 (S. 375). Ein Literaturverzeichnis (S. 376-381), ein Verzeichnis elektronischer Quellen (S. 381) sowie Abkürzungen und Bildnachweis (S. 382) ergänzen den Band. Das Buch ist ein gelungener Branchenspiegel der zivilen Schifffahrt der Donaumonarchie, er bietet in Texten und Bild einen Querschnitt durch Flotten- und Firmengeschichten mit ausführlichen technischen und Wirtschaftsdaten. – Ein Buch für ernsthaft an Marine Interessierte.

 

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